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AutorenbildRebecca von Faber

Über das Gefühl, nicht genug zu sein


Menschen neigen dazu, andere Menschen miteinander zu vergleichen und damit den Wert des Individuellen auf seine Taten und Leistungen zu reduzieren. Das kann uns unter Umständen unheimlich verletzen, weil wir manchmal selbst glauben, wir sind nur dann liebenswert, wenn wir es unserem Gegenüber recht machen. Eine destruktive und einschränkende Illusion.

Schon in jungen Jahren wird uns gesagt, was für einen großen Wert es hat, viel zu leisten um dafür einen gewissen Lebensstandard in Anspruch nehmen zu können. Dass es dabei aber nicht nur um Geld, sondern auch um Ansehen und Liebe geht, ist vielen auf bewusster Ebene überhaupt nicht klar.

Ich kann mich erinnern, wie oft ich als Kind Angst hatte, in der Schule schlechte Noten zu schreiben, weil meine Eltern mich daraufhin nicht mehr lieb haben könnten. Diese Verlustangst geht in einen ganz tiefen Schmerz, den wir unser ganzes Leben versuchen, zu vermeiden. Aus diesem Grund tun wir jeden Tag, was von uns von anderen erwartet wird. Und sobald von einer Person, die im System über uns steht oder von der wir auf eine andere Art und Weise abhängig sind, Kritik kommt, arbeiten wir blind an unserer Vorgehensweise, nur um diesem schrecklichen Gefühl der Angst zu entgehen. Dass wir dabei uns selbst belügen, nehmen wir überhaupt nicht wahr.


Wenn wir, aus welchem Grund auch immer, Zeit mit den Menschen verbringen, die uns das Gefühl geben, dass wir aufgrund von in ihren Augen mangelnder Leistung in unserem Sein ungenügend seien, kann unser Leben zu einem ziemlichen Kampf werden. Wir fangen an, vor uns selbst und der Wahrheit wegzulaufen.


Es ist egal, was dir andere sagen und was davon du glaubst; du bist wundervoll und genug. Und der Schmerz, der sich da in dir meldet; nimm ihn in den Arm, lächle ihn an und lass ihn dann los. Das bist du nicht. Es gibt keine Bedingung, um dich lieben zu können. Nicht eine.

Es gibt Zeiten im Leben, da bekommst du nichts als Kritik, keine Positivität und keinerlei Komplimente, keine Dankbarkeit für all das, was du jeden Tag tust. Und ich weiß selbst, wie frustrierend das sein kann, weil du einfach nicht verstehen kannst, wieso die anderen nicht sehen können, was du jeden Tag leistest und wieviel von dir du dafür investierst.

Aber das macht dich als Menschen nicht besser oder schlechter. Denn du weißt, was du tust und du kannst dir die Anerkennung und Liebe dafür geben, du kannst stolz auf dich sein, auf das, was du jeden Tag bewältigst. Und egal, was und wieviel es ist, es reicht vollkommen aus.


Wieso entscheidet eigentlich jemand anders darüber, wie unser Leben zu sein hat und welche Dinge von Relevanz sind? Aus welchem Grund nimmt sich jemand das Recht, dich in deinem Dasein zu bewerten? Ich glaube, dass das aus reiner Konditionierung geschieht. Man empfindet eine gewisse innere Unruhe und um dieses unangenehme Gefühl nicht stärker werden zu lassen, erschafft man ein Problem für welches man jemanden anderen verantwortlich machen kann, überträgt durch Projektion die Verantwortung an den Gegenüber, das eigene ungute Gefühl aus der Welt zu schaffen. Daraus resultiert, dass man sich weder sorgsam um das eigene Gefühl gekümmert hat und, dass sich der andere, zumindest, wenn er auch im Ego steckt, minderwertig fühlt.


Was dahinter steckt, liegt viel zu lang zurück, um uns daran erinnern zu können. Aber wir stecken meist in unseren Mustern fest und außerdem ist die Angst vor irgendwelchen Konsequenzen, auf finanzieller oder emotionaler Ebene, die uns davon zurückhält, auszusteigen und zu erkennen, dass diese Abwertung unserer Selbst nicht der Wahrheit entspricht.

Auf eine gewisse Weise sind wir süchtig nach Leid. Und gleichzeitig haben wir Angst vor unseren eigenen Emotionen und glauben, durch Verdrängung und positives Denken würde sich das von selbst erledigen.

Aktuell verbringe ich Zeit mit einem Menschen, der manchmal genau das Gefühl des Nichtgenugseins in mir hochholt. Das tut unglaublich weh und in manchen Momenten weiß ich nicht genau, wie ich für mich damit umgehen soll. Glücklicherweise ist mir aber bewusst, wie wundervoll ich bin. Daher kann ich frei von Bewertung und Angst in diesen Schmerz eintauchen, beobachte, was in meinem Körper und Verstand vor sich geht und kann es mir größtenteils wie ein Zuschauer ansehen.

Weh tut es trotzdem. Es fühlt sich beschissen an. Aber es hilft ja nichts, also gehe ich durch dieses Gefühl, mit ganz viel Liebe.


Wir sind nicht dieser Schmerz. Wir sind so viel mehr als das. Warum also leben wir nicht dieses MEHR? Warum fangen wir nicht heute damit an, das Wunder unserer Selbst zu erkennen und es hemmungslos zu genießen? Schließlich ist es wunderschön.


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