Wenn man mich kennt, mag man es kaum glauben, aber auch ich fühle mich manchmal einsam und leer, so als wäre nichts und niemand mehr von dem da, was mir Tag für Tag Lebensfreude bereitet und mir meinen individuellen Sinn gibt. Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, nichts mehr zu fühlen, so, als wäre nichts mehr von einem übrig. So als würde man langsam ertrinken inmitten eines leblosen Meeres.
Erst gestern habe ich mit einem für mich besonderen Menschen über dieses Thema gesprochen. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten, um ehrlich zu sein. Ich habe zum ersten Mal nach einer wirklich langen Zeit diesen Teil meiner Geschichte erzählt. Erneut ist mir klar geworden, dass ein kleiner Teil davon immer noch vorhanden ist. Der Teil der Einsamkeit nach einem Abend mit vielen Freunden, wenn man wieder ganz allein in einem großen Haus sitzt und beim besten Willen nicht weiß, was man mit sich anfangen soll. Man fängt an, zu denken, meist in einer negativen Art und Weise und verliert sich im inneren Norden. Nur sterben will ich nicht mehr, um keinen Preis, niemals.
Ich bin dir mehr als dankbar für deine liebevolle Art des Zuhörens. Trotzdem kämpfe ich heute mit dem Gefühl, dass es sein könnte, dass ich dich nie wieder zu Gesicht bekomme. Mein Verstand macht mich verrückt, er redet mir manchmal immer noch ein, ich sei nicht gut genug, obwohl ich genau weiß, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Und das tut weh. Es tut weh, weil ich mich so bedürftig fühle, weil ich nicht mit Verlusten umgehen kann und dringend noch daran arbeiten muss, oder darf. Aber dankbar bin ich trotzdem dafür. Glaube ich zumindest.
Heute war ich wirklich vollkommen verloren. Einsamkeit kann einen manchmal wirklich unbewusst auffressen. Zusätzlich bin ich kein Mensch, der kompensiert, ich sitze diese Leere aus.
Es gibt so ziemlich nichts, was mich trauriger macht, als die Tatsache, dass ich einem anderen Menschen nicht richtig sagen kann, was ich für ihn empfinde, ohne das Gefühl zu haben, ihn damit zu überfordern und damit eine Distanz schaffe, die vorher nie da gewesen ist.
Trotz des tiefen Wissens, dass jeder dieser sieben Milliarden Menschen auf der Welt einen Teil in sich trägt, der ihm Schmerzen bereitet, fühlt es sich manchmal so an, als wäre ich damit allein. In Momenten der Einsamkeit bin ich nicht fähig, zu reflektieren. In solchem Momenten kann ich nicht auf mein höheres Selbst zugreifen, ich bin wie erstarrt in meiner Unbewusstheit und kann nicht sehen, dass ich gar nicht einsam bin, wenn ich allein bin. Schließlich habe ich immer noch mich selbst und in meiner Quelle weiß ich, dass ich vollkommen bin und ich um glücklich zu sein, nicht zwingend andere Personen an meiner Seite brauche.
Trotzdem bedeuten manche Menschen mir die Welt. Und das kann und will ich nicht ablegen. Denn das lässt mich so viel Liebe und Empathie empfinden, Gefühle, die im Kontakt mich ihnen so leicht zum Vorschein kommen. Und das ist wunderschön.
Gefühle sind so eine wundervolle Sache, so etwas großes, was unseren Alltag beeinflusst und dominiert. Es gibt Tage, an denen fühlen wir so viel, dass es uns völlig überfordert und wir wollen, dass es aufhört. Es gibt Gefühle die uns Angst machen, die wir zu verdrängen versuchen, nur, um sie nicht mehr fühlen zu müssen. Dabei nehmen wir manchmal keine Rücksicht auf uns und die möglichen Konsequenzen. Denn wenn wir das immer tun und es dann mal ganz aufhört, das Fühlen, dann vermissen wir es. Nichts macht einen verrückter als das Nichts. Deswegen gibt es für mich nichts besseres als intensive Gefühle. Danke.
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